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Anjas Tagebuch – Neverland

Anjas Tagebuch – Neverland, E-Book, 12+
EPub 978-3-9822748-3-6
3. Auflage

Cover

Für den zweiten Band wollte ich das Cover wieder selbst illustrieren. Dieses Mal habe ich aber nicht auf eine genauere Gestaltung der Umgebung verzichtet. Es ist neben der teils fiktiven Skyline von Berlin die Dachterrasse der neuen Wohnung zu sehen. An deren Brüstung rankt aus einem kleinen Topf der hintersten Ecke die Pflanze, die wie im Cover des ersten Buches vermitteln soll, dass sich die Protagonistin Anja in ihrer ganz eigenen Welt befindet. Weitestgehend habe ich mich vom Stil des Scherenschnitts entfernt. Die Illustration ist in Grautönen abgestimmt. Allein Anjas Silhouette und die der Vögel sind blau umrandet. Wieder überlasse ich dem Leser, wie der Teenager in der eigenen Fantasie aussieht.

Einführung

»Anjas Tagebuch – Neverland« ist der Folgeband zu »Anjas Tagebuch«. Anders als im ersten Band setzt sich die Protagonistin nicht mehr nur mit dem Einfluss der digitalen Welt auf unser Leben auseinander, sondern beginnt, sich immer mehr selbst zu reflektieren, hinterfragt ihren Platz in der Gesellschaft und versucht, Zusammenhänge zwischenmenschlicher Beziehungen zu verstehen – sei es die zu ihren Eltern und anderen Verwandten, oder zu Freunden und Lehrern. Besonders die Stille in Neverland hilft Anja, ihre Gedanken zu sortieren und ihr Verhalten in der Schule und Zuhause zu verstehen. Oma Ritas Anekdoten und Weisheiten über das Leben tragen ihr Übriges dazu bei, sodass die Ostertage zu den Philosophischen Tagen in Neverland werden. Das Ferienhaus, irgendwo in der Uckermark, ist Anjas liebster Ort zum Nachdenken und zum Schreiben. Dort kann sie abschalten und ganz in ihre eigene Welt abtauchen.

Leseprobe

Leseprobe aus Kapitel 15 – Ostermontag, 17.04.2017

Mein liebes Tagebuch …

willkommen zu den Philosophischen Tagen in Neverland. Spätestens heute habe ich kapiert, was bereits seit Tagen hier abgeht. Es ist übrigens der neunte Tag, Ostermontag. ‚Ich denke, also bin ich‘. War das von Sokrates oder von wem? Papi hat das heute bei unserem Spaziergang erwähnt. Aber er redete viel und führte mit mir das Gespräch, an das ich immer mal wieder habe denken müssen, seit Oma Rita und ich aus Berlin abgereist sind. Und weil wir morgen nach Hause fahren, wollte Papi wohl die freie Zeit noch nutzen, um mit mir über Schule, Freunde und Familie zu sprechen. Vorneweg schon mal die Info: Es ging nicht gut für mich aus.

Aber erst noch etwas Lustiges. Papi fährt ja morgens mit seinem Wagen immer erst in den nächsten Ort, um dort zu telefonieren, weil es hier in Neverland ein Funkloch gibt. Deshalb meinte Oma Rita heute Morgen, man könne doch wenigstens ein Telefonkabel zur Muttis Hundehütte verlegen. Doch da konterte Mutti sofort und erklärte, dass Neverland dann nicht mehr so viel Erholung bieten würde, wie es jetzt der Fall ist. Denn, wenn erst einmal die Möglichkeit zum Telefonieren da ist, würde es nicht lange dauern, bis man auch fernsehen und das Internet nutzen möchte. Das hätte nur Ablenkung zur Folge, und im schlimmsten Fall würden sie und Papi ihre Arbeit mit hierherbringen. Dasselbe gilt für einen Garten, den sie natürlich durchaus anlegen könnte. Es ist ja genügend Platz vorhanden. Aber Mutti ist sich sicher, dass es letztendlich in Arbeit ausarten würde. „Zuerst nur ein Beet, um es mal zu probieren. Dann weitere Beete, und warum nicht auch ein paar Bäume pflanzen? Wie wäre es mit Apfelbäumen? Irgendwann wird daraus vielleicht eine ganze Plantage“, fantasierte Mutti in ihrem Zynismus weiter. „Dann machen wir Apfelsaft und Apfelkompott. Das verkaufen wir auf dem nächsten Bio-Markt“.

Ich gebe dir recht, wenn du denkst, dass Mutti zum Schluss etwas frech wurde. Aber es half, dass Oma Rita Ruhe gab, und es zu keinem Streit zwischen ihnen kam. Ich glaube, an unserem letzten gemeinsamen Tag, wollte sowieso jeder eher für sich sein und versunken in seinen Gedanken schwelgen. Außer Papi, der musste mir seine Gedanken, die um mich wie Aasgeier zu kreisen schienen, ganz offen und unverblümt vor mir ausbreiten.

Natürlich ging es dabei um mich. Was glaubst du denn?

Gleich nach dem Frühstück sagte er, wir sollten das trockene Wetter nutzen, für unser Gespräch. Ja, genau, das hat er so gesagt. Für unser Gespräch. Dafür hätte ich ihm in den Arsch treten können, wenn ich nicht so gut erzogen worden wäre. Papi wartete auch gar nicht bis wir den Weg erreicht hatten, der um den See herumführt, sondern begann gleich mit seiner Lehrstunde, als wir die Tür zur Hütte hinter uns geschlossen hatten. „Anja, du bist jetzt mitten in der Pubertät.“ Das waren seine ersten Worte, und ich weiß noch, wie ich mich vor Lachen schütteln musste. Dass das Gespräch so ein beschissenes Ende für mich nehmen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht. Auf meine Streitereien mit Mutti käme er später. Vorher müsse Papi erst mit mir über die Schule sprechen.

 

Unverkäufliche Leseprobe des Doreen Gehrke Verlags. Die Verwendung dieser Leseprobe, ob nun auszugsweise oder in vollem Umfang, ist ohne schriftlicher Zustimmung des Doreen Gehrke Verlags urheberrechtswidrig. Auch eine Übersetzung der Leseprobe sowie die Verwendung in elektronischen Systemen ist strafbar.

Back Cover

Die Illustration für das Back Cover habe ich wie das Cover in Grautönen gestaltet. Es ist Anjas liebster Ort dargestellt – Neverland. Allein die Fenster des Ferienhauses sind farbig in Gelb gehalten. Auf einer Bank am Kopf des Anlegestegs steht wieder der kleine Pflanztopf. Hier umrahmt die Pflanze den ganzen Ort Neverland und symbolisiert die Abgeschiedenheit und Ruhe, die Anja dort so liebt.